Latein war in der antiken Welt eine Weltsprache, auch in unserem Raum. Aus dem Lateinischen stammen deshalb viele Lehnwörter (Beispiele: Fenster, Wein; im Bairischen: Bussi, Gaudi) und Fremdwörter (Beispiele: Immobilien, Respekt). Darum kann man sich mithilfe des Lateinischen Fremdwörter und Ausdrücke in Fachsprachen leichter erschließen. Zudem haben sich aus der „Mutter Latein“ die „Töchter“, die romanischen Sprachen Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch, entwickelt. Und auch im Englischen gehen gerade viele Wörter der Hochsprache auf lateinische Wörter zurück. Latein ist also in diesen Sprachen „lebendig“ und leistet hier einen wertvollen Beitrag beim Verstehen.
Im Lateinunterricht ist es ein Ziel, lateinische Texte zu übersetzen und zu interpretieren. Was aber bedeutet übersetzen? Es gilt, die lateinischen Sätze zu verstehen und ins Deutsche zu übertragen, Wort für Wort. Die Schülerinnen und Schüler werden dadurch in ihrer eigenen Muttersprache „trainiert“. Und gerade für ein Studium und den späteren Beruf ist die Fähigkeit, sich gut ausdrücken zu können, wichtig.
In diesem Zusammenhang zeigt der Lateinunterricht, wie Sprache generell funktioniert. Nicht zuletzt stammen alle Begriffe der Grammatik aus dem Lateinischen. Latein ist quasi die Modellsprache. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, wie aus Wörtern als den „Legosteinen“ mithilfe der „Bauanleitung“ Grammatik sinnvolle Sätze „gebastelt“ werden.
Im Lateinunterricht entdecken die Schülerinnen und Schüler eine andere Welt, die Welt der griechisch-römischen Antike. Hier begegnen ihnen nicht nur Menschen der damaligen Zeit, sondern auch die Helden und Götter der antiken Sagenwelt. Auch wir modernen Menschen drücken uns heute noch oft mit den Bildern, mit den Sagen, den Mythen der Antike aus. Wir sprechen vom „Trojaner“ auf unserem PC, fürchten das „Damokles-Schwert“, beklagen unsere „Odyssee“ durch die Bürokratie, werden hoffentlich von „Amors Pfeil“ getroffen und wohl seltener „von der Muse geküsst“. Hier ist Latein das Schlüsselfach in diese immer noch geschätzte Bilder-Welt. Außerdem führt der Lateinunterricht in den höheren Klassen mit Cäsar und Cicero in die Welt der Politik ein und eröffnet den Blick auf die Philosophie, also auf das Nachdenken über die Welt, und damit auf die Anfänge des europäischen Denkens.
Als ganz pragmatischer Nutzen des Lateinunterrichts soll noch der Erwerb des „(kleinen) Latinums“ angeführt werden. Auch heute noch gilt der Nachweis über (gesicherte) Lateinkenntnisse als Voraussetzung für einige Studienfächer wie z. B. Anglistik, Germanistik, Geschichte, Romanistik, Theologie. Das Latinum kann freilich auch an der Universität nachträglich erworben werden; dies ist aber mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden.
Im Lateinunterricht wird, anders als in den modernen Fremdsprachen, kein Schwerpunkt auf das Sprechen, die Kommunikation gelegt, Latein ist eine „Lesesprache“. Das Ziel ist hier das Übersetzen und Interpretieren von lateinischen Texten. Hierzu erlernen die Schüler und Schülerinnen im Unterricht fundierte Grammatikkenntnisse und prägen sich Vokabeln ein. Einen sehr großen Stellenwert hat darüber hinaus die Vermittlung der Textinhalte und des kulturellen Hintergrunds.
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